Das Ratschen – lebendiges, kirchlich verwurzeltes Osterbrauchtum

„Wir ratschen, wir ratschen zum englischen Gruaß, den jeder katholische Christ beten muaß! Fallt‘s nieder, fallt‘s nieder auf eichare Knia, bet’s drei Vater unser und drei Ave Maria!“ – Auch unserer Pfarre wird das Brauchtum des Ratschens als Ersatz für die von der Abendmahlsmesse am Gründonnerstag bis zur Osternachtfeier schweigenden Kirchenglocken gepflegt. Dazu ein Hintergrund im folgenden Beitrag.

Am Gründonnerstag fliegen nach altem Volksglauben alle Kirchenglocken nach Rom. Ihre Funktionen übernehmen bis zum Karsamstag die Osterratschen. Die MinistrantInnen gehen von Gründonnerstag bis Karsamstag mit den Ratschen durch die Straßen. Sie drehen die hölzernen Rahmen der Ratschen schwungvoll im Kreis herum, dadurch rattert im Inneren ein Holzfedernblatt rund um ein Zahnrad und erzeugt ein lautes, knatterndes Geräusch. Die Ratschen zeigen die alten Gebetszeiten an (Morgen-, Mittag-, Abendläuten). Der „englische Gruß“ im Ratschen-Spruch ist nicht etwa eine Grußformel englischer Sprache, sondern die Begrüßung Marias durch den Engel Gabriel, wie er im Gebet „Engel des Herrn“ zum Ausdruck gebracht wird.

Der Ursprung des Ratschens geht bis ins 6. Jahrhundert zurück, als es noch keine Kirchenglocken gab. In den Kirchtürmen waren damals große hölzerne Schallgeräte mit Hämmern verankert.

Schon im 8. Jahrhundert, zur Zeit von Karl dem Großen, wurde das Ratschen in den Kartagen ausgeübt. Dieser kirchliche Lärmbrauch ersetzt die Kirchenglocken, die ja „zu neuer Weihe bis zur Auferstehungsfeier nach Rom fliegen“ – sie schweigen also angesichts des Leidens von Jesus Christus.

Quelle: https://www.erzdioezese-wien.at/pages/pfarren/9944/glaubegelebt/ratschen